Es werde Licht

GARMISCH-PARTENKIRCHEN taz | TNT – die Abkürzung der neuen Two-Nights-Tour der Skispringerinnen versprach Sprengkraft. Doch die Premiere in Garmisch-Partenkirchen und Oberstdorf, die den Weg zu einer Frauen-Vierschanzentournee ebnen sollte, hat die Erwartungen bestenfalls halbwegs erfüllt. Und das lag nicht nur am enttäuschenden Abschneiden des erfolgsverwöhnten deutschen Teams, für das Rekord-Weltmeisterin Katharina Schmid als beste Fliegerin nur auf Platz 13 in der Gesamtwertung landete.

„Es war nicht alles schlecht, aber wir haben sportlich einen höheren Anspruch. Eine deutsche Skisprung-Nationalmannschaft sollte sich weiter vorn positionieren“, kommentierte Horst Hüttel. Organisatorisch sei die Premiere gelungen, so der Weltcup-Sportdirektor: „Im TV-Ranking hat das Springen in Garmisch-Partenkirchen Platz vier in der ARD belegt. Die Leute da draußen haben teilgenommen an diesem Format.“

Das mag für die Skisprung-Fans im warmen Wohnzimmer richtig sein, an den Schanzen blieben die Zuschauerzahlen allerdings deutlich unter den Erwartungen. Nachdem in Garmisch-Partenkirchen 3.500 Zuschauer den zehnten Platz von Luisa Görlich als beste deutsche Einzel-Platzierung dieser TNT miterlebt hatten, kamen am Neujahrstag nur 3.000 Fans an den Bakken von Oberstdorf.

Der Deutsche Skiverband (DSV) hatte auch mit Blick auf die niedrigen Eintrittspreise und einen 50-Prozent Rabatt für ein Kombi-Ticket mit den Vierschanzentournee-Tickets der Männer mit mindestens doppelt so vielen Fans gerechnet. Bei den beiden Männer-Springen der Vierschanzentournee an gleicher Stelle kamen insgesamt 46.500 Zuschauer in die ausverkauften Arenen.

Eine Frage des Geldes

Auch beim Preisgeld hinken die Frauen deutlich hinterher: Während TNT-Gesamtsiegerin Nika Prevc 10.000 Euro kassierte, warten auf den Tournee-Gesamtsieger der Männer 100.000 Schweizer Franken zusätzlich zur begehrten Trophäe des Goldenen Adlers. Womit ein Hauptproblem für die erhoffte Einführung der Frauen-Vierschanzentournee benannt wäre: das Geld.

„Während bei der Männertournee die Vermarkter, die Skiverbände ÖSV und DSV und die Veranstalterorte richtig Geld verdienen, sind die Frauen-Weltcups meist noch ein Zuschussgeschäft“, erklärt die deutsche Skisprung-Legende Martin Schmitt, heute Inhaber einer Vermarktungsagentur. Grob überschlagen betragen die Einnahmen bei einem Frauen-Event höchstens ein Zehntel von denen bei den Männern. Alle Beteiligten müssten also für die Frauentournee finanzielle Zugeständnisse machen.

Trotzdem existiert ein Schrei­ben der vier Tournee-Veranstalterorte in Deutschland und Österreich, in dem grundsätzlich die Bereitschaft für eine Durchführung einer Frauen-Vierschanzentournee erklärt wird. „Mit der Two-Nights-Tour haben wir den Stein grundsätzlich erst mal ins Rollen gebracht. In der Nachbetrachtung werden wir genau evaluieren, wie die Bilanz sportlich, medientechnisch und finanziell ausschaut“, so Hüttel. Danach werde man eine klare deutsche Position formulieren und das mit den österreichischen Kollegen besprechen.

Forderungen aus Österreich

Der Österreichische Skiverband (ÖSV) hatte die Durchführung einer Frauen-Vierschanzentournee in diesem Winter blockiert. Statt an den Männer-Tourneeorten Innsbruck und Bischofshofen springen die Frauen am Mittwoch und Donnerstag auf der Kleinschanze von Villach. Diese Entscheidung hat allerdings eine Vorgeschichte: Vor drei Jahren hatte sich der DSV gegen die Einführung einer Frauen-Vierschanzentournee gestellt. Jetzt ist Deutschland Vorreiter für die Schanzengleichheit, auch wenn die beiden Springen der Two-Nights-Tour in umgekehrter Reihenfolge zu denen der Männer gesprungen wurden.

„Für den ÖSV kommt aus logistischen Gründen und wegen der TV-Übertragungen nur in Frage, die Frauenspringen parallel zur Männertournee stattfinden zu lassen. Wir wollen ein Produkt kreieren, das genau wie die Tournee der Männer 70 Jahre und mehr Bestand hat“, hat Mario Stecher als sportlicher Skisprung-Leiter des ÖSV in diesen Tagen erklärt. Bedingung dafür sei allerdings Flutlicht an der Bergisel-Schanze von Innsbruck, der letzten der vier Männertourneeschanzen, an der noch künstliches Licht fehlt.

„Diesbezüglich sieht es so aus, dass wir das 2026 über die Bühne bringen können“, sagt Stecher. Es droht also eine längere Wartezeit für die Gleichberechtigung in der Luft – ganz sicher eine Entscheidung mit Sprengkraft für die kämpferische Szene der fliegenden Frauen.

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